Zwölf Kapellen und flüssiges Silber

Neuer Tag, neues Glück. Die Lehrer beschlossen, dass wir auf einen Hügel klettern mussten. Dieser Berg hat zwölf Kapellen. Wir sollten uns alleine auf den Weg und bei jeder Halt machen und auf einen Zettel unsere Wünsche schreiben. Ich war am Morgen auf mein Steissbein gefallen und es schmerzte, deshalb lief ich wie eine Schildkröte den Weg hinauf. Irgendwie war es voll schön – und das, obwohl Sport sonst nicht so mein Ding ist.

Oben bei der letzten und grössten Kapelle warteten wir noch auf die Nachzügler. Wenn man von oben herabschaut, sieht man das ganze Dorf. Der Blick nach unten war zwar nicht so schön, aber wenn man geradeaus schaute, sah man die Berge, Bäume und den Himmel. Als alle da waren, gingen wir in die Kapelle hinein. Ich sollte dort ein Lied singen. Am Ende sangen alle. Ich liebe den Hall, den es gibt, wenn man in geschlossenen Räumen singt – diesen wundervollen Ton. Nach diesem Mini-Konzert spazierten wir wieder hinunter. Wir packten unsere Sachen zusammen, um an den nächsten Ort zu gehen. Unser nächster Zielort war Lausanne. Die Fahrt war mal wieder ewig lang.

In Lausanne, oder genauer gesagt in Lutry, war es wunderschön. Wir sahen den Genfersee, der seine Grösse zeigte und der in der Sonne glitzerte. Ich setzte mich gleich an den See. Er war sanft wiegend und hart schlagend zugleich. Als die Sonne unterging, dem Mond Platz machte, sah der See aus wie flüssiges Silber, ich hatte richtig das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein.

Text von Lea